Renaturierung in Wiesenaue

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Foto: Hoffentlich ein mahnendes und abschreckendes Beispiel für zukünftiges Planen und Handeln! (Ulrich Banken)

Zum Bericht „Große Bagger für kleine Tiere“ („Renaturierung am Heckebach weit fortgeschritten 915 000 Euro investiert“):

Ein schönes grünes Bild zeigt gleich zu Anfang, dass man hier offensichtlich konform zur EU- Wasserrahmenrichtlinie viel für die Natur getan hat. Doch dem ist nicht so, wenn man genauer hinsieht. Zwar ist hier die Bachrinne des Heckebaches oberhalb im Bereich des Industriegebietes Lehnscheid ökologisch verbessert worden: Es wurden hier naturferne Materialen entfernt, das begradigte starre Bachbett mit V-Profil partiell aufgeweitet, flach geneigte Gleiten eingebaut und kleinere Abstürze entfernt. Auch an den Straßendurchlässen sollte die aquatische Durchgängigkeit durch den Einbau von Sohlenschikanen aus Kanthölzern verbessert werden. Diesem Antrag auf Renaturierung hatten die Naturschutzvereine in einem Vorgespräch zugestimmt. Was sollte man also dagegen haben? – Auch unterhalb der Brücke der A 45 sollten Betonreste im Uferbereich entfernt werden und auch Betonplatten durch Natursteine ersetzt werden. An den Zwischenstücken sollte jedoch der Bachlauf unberührt bleiben.  – Kritischer gesehen war von den Naturschutzverbänden allerdings die geplante Veränderung im Bereich der Aue selbst. Nach der Durchführung dient das Ganze wohl eher der Wasserrückhaltung. Die geplanten Senken und Flutmulden, die im Bild der Siegener Zeitung zu sehen sind, stellen zwar phantasievolle Gestaltungselemente dar. Es wurde damals kritisch bemerkt, dass sich letztlich nicht abschätzen ließe, was dann mit der Wiesenaue geschehe. Leider sind hier mit dem Bagger in diesem intakten Wiesental große Bereiche der dort ehemals vorhandenen Feucht- und Nasswiesen (Mädesüß-Hochstaudenfluren, Waldsimsen- und Sumpfdotterblumen-Gesellschaften, geschützt nach § 62 LG NW) wegmodelliert worden. Im Sommer sind diese Flachbecken, die wohl der Gewässerrückhaltung dienen sollen, dann auch gleich trocken gefallen. Echte Wasserrückhaltungen müssen dort, wo sie verursacht werden – also im Bereich der Versiegelungsflächen von Wilnsdorf und seines Gewerbegebietes, das parallel zum begradigten Heckebach verläuft, ansetzen. – Außerdem hatten die Naturschutzverbände sich gewünscht, vorher und hinterher eine botanisch- ökologische und eine limnologische Bestandsaufnahme zu machen. Dann hätte man noch während der Durchführung möglicherweise verhindern können, dass nicht in diese streng geschützten Wiesenbereiche eingegriffen worden wäre. So positiv der Wille zur Renaturierung zu werten ist, so bedauerlich ist, dass hier die vorher noch unberührte Talaue für die Sünden der Versiegelung im Bereich des Industriegebietes büßen musste. Leider ist es inzwischen auch an anderen Stellen schon gängige Praxis im Vollzug und in der Planung, in noch intakte Wiesenauen einzugreifen, um Retentionsraum zu schaffen. Dieses Beispiel sollte keine Nachahmung finden.

Ulrich Banken

(BUND- Artenschutzgruppe

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